Du „kannst“ nicht malen? Mein Tipp: Tu´s trotzdem einfach mal! Natürlich nur für den Fall, dass Du daran Spaß hast. Sonst darfst Du es selbstverständlich lassen 😉
Diese „Anleitung“ passt übrigens genauso gut für andere kreative Ausdrucksformen wie schreiben, singen, tanzen … Aber bleiben wir erst mal beim Beispiel Malen:
Falls Du irgendwie auch nur den Hauch von Lust verspürst, mal den Pinsel oder Zeichenstift zu schwingen, dann mache es unbedingt und lass Dich nicht von Gedanken wie: „Ich kann das nicht!“ zurückhalten.
Früher hatte ich diese Gedanken und sage auch heute noch:
„Ich kann nicht wirklich malen, aber ich tue es trotzdem.“
Bei mir hat das gewissermaßen Tradition. Schon mein Vater sagte immer: „Ich kann nicht malen und zeichnen.“ Das klang so absolut, als wäre das vom Schicksal bestimmt – einige können es, andere leider nicht. – So habe ich von meinem Vater auch nie etwas Gezeichnetes gesehen, – mit einer kleinen Ausnahme:
Als ich als Kind einmal krank war, hat er mir an die kleine Tafel in meinem Zimmer je eine Schnupfen- und eine Husten-Bakterie gezeichnet. Die sahen aus wie lustige kleine Krabbeltiere. Das fand ich damals toll!
Mit meiner Mutter habe ich Ostereier bemalt, das war auch schön, habe natürlich die üblichen Kinderzeichnungen gemacht, auch mal mit Ölfarben experimentiert und Malen-nach-Zahlen, aber im Kunstunterricht auf dem Gymnasium verging mir die Freude am farbigen Ausdruck.
Im Unterricht bekamen wir Aufgaben gestellt wie: „Male einen großen Zaun, durch den man hindurchsehen kann.“ (für den habe ich sogar eine gute Note bekommen) oder: „Zeichne mit Bleistift eine Stadt-Szene und mitten darin eine weiße Wand.“ (keine so gute Zensur).
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir jemals Zeichentechniken, Materialkunde oder etwas Ähnliches durchgenommen hätten. Mir hat der Kunstunterricht jedenfalls keinen Spaß gebracht. Ich hatte keine guten Noten, es war nicht besonders spannend und da wir später Musik oder Theater wählen konnten, habe ich das getan.
Mein Gedanke war fest installiert: „Ich kann eben nicht malen und zeichnen. Es gibt andere Leute, die können das, ich nicht.“
Ich habe nicht gerade darunter gelitten, es gab schließlich andere kreative Ausdrucksformen: Theater spielen, Tanzen, Schreiben …
Viele Jahre später, so mit Ende Zwanzig gab es eine Phase mit viel Zeit für private Selbststudien.
Da hatte ich plötzlich Lust, mal etwas zu malen.
Ich weiß noch, dass ich mich regelrecht überwinden musste, aber die Lust war stärker. Da ich mich damals viel mit Tarotkarten beschäftigt habe, sollte das Bild symbolisch sein und ein inneres Gefühl von mir ausdrücken. Ich habe vorher ein wenig herumexperimentiert, die Bildaufteilung geplant und skizziert, dann Zeichenblock und Wasserfarben genommen, das war so schön unaufwendig. Meine technischen Möglichkeiten waren begrenzt, aber es kam tatsächlich ein Bild zustande.
Ich habe mich unglaublich darüber gefreut!
Natürlich hätte ich mich niemals getraut, es jemandem zu zeigen. Das war ja irgendwie peinlich! 😉 Aber es motivierte mich, noch ein Bild zu malen und noch eins. Bunt waren sie und oft symbolisch. Ich hatte wenig Ahnung von Techniken, naturgetreu war bei mir nichts, ich nannte meinen Stil „Abstrakt-naiv“.
Jedes Mal, wenn ich es wieder geschafft hatte, irgendeinen Gegenstand darzustellen oder Menschen, so dass man etwas erkennen konnte, war ich mega-stolz.
Mit der Zeit entwickelte ich so etwas wie meinen eigenen Stil …
… und da ich so begeistert von meinen Bildern war, pinnte ich die neuesten immer an die Wand. So kam es, dass auch Freunde und Bekannte, die mich besuchten, die Bilder zu Gesicht bekamen. Und siehe da, niemand hat mich ausgelacht oder sich entsetzt abgewendet, sondern ich bekam positive, interessierte Reaktionen oder die Leute haben versucht, die Bilder zu deuten (und hatten interessante Assoziationen dazu).
So wurde ich selbstbewusster mit meinen Bildern und habe dieses Hobby sehr genossen. Ich musste ja nichts leisten, mit niemandem konkurrieren. Ich durfte einfach experimentieren und mich an meinen Bildern erfreuen.
Irgendwann war die Mal-Phase dann vorbei. Ich stieß oft an meine technischen Grenzen und sah damals noch nicht die Möglichkeiten, dies zu ändern (in einen Kurs zu gehen, hätte ich mich nicht getraut, da ich ja nicht zeichnen konnte ;-)) – außerdem standen dann wieder andere Themen im Vordergrund.
Das „Können“ kommt von Technik und Übung !
Inzwischen weiß ich natürlich, dass es beim Zeichnen und Malen nicht nur auf ein schicksalhaftes Talent ankommt, sondern wie bei allen anderen Fertigkeiten auch auf Technik und Übung! Auch die genialen Maler mussten sehr viel üben und ausprobieren, bis sie ihre Technik beherrschten.
Aktuell habe ich nicht so die Zeit, mich ins Malen zu vertiefen. Ich habe auf Youtube Anleitungen entdeckt, wie man kleine Comic-Menschen zeichnen kann. Das finde ich faszinierend und ab und zu kritzele ich ein bisschen herum. Ansonsten sind gerade andere Themen wichtiger.
Was aber geblieben ist, ist die Freude an meinen bunten Bildern von damals. Ab und zu hole ich meine Zeichenmappen hervor, blättere sie durch und erfreue mich daran.
Das ist mein absolutes Privat-Vergnügen.
Es ist völlig egal, ob die Bilder anderen Leuten gefallen oder irgendwelchen Standards entsprechen. Es sind einfach nur meine! Es sind meine Ideen und Fantasien, die ich ins Außen, in eine Form gebracht habe.
Deshalb der Tipp für Dich, falls du Ambitionen in die Richtung hast, Dich bisher aber nicht traust:
Fang einfach mal an, etwas auszuprobieren.
Wenn Du unsicher bist, dann zeige die Bilder niemandem. Lass nicht zu, dass dich jemand durch eine unbedachte Bemerkung verletzt, sondern probiere Dich aus und genieße es!
Das gilt natürlich auch für alle anderen Arten des Ausdrucks wie singen, schreiben, tanzen …
Beim Kreativ-Sein kann man übrigens auch wunderbar abschalten und herrlich entspannen. Du kannst ganz im Malen oder Zeichnen versinken; das Denken verlangsamt sich, Du kommst mehr und mehr im Hier und Jetzt an, einfach gut!
Nun interessiert mich natürlich noch:
Wie sind Deine Erfahrungen mit dem Malen und wie war es bei Dir im Schulunterricht?
Schreibe mir gerne in den Kommentaren.
Ich wünsche Dir eine entspannte, schöpferische Woche
Deine Angela
Finde ich genauso. Man sollte grundsätzlich immer das tun was einem Spaß macht. (Wenn es nicht illegal ist :D)
Hallo, ich bin schwerbehinderte und habe immer gern alles mögliche mit den Händen gemacht. Malen, Töpfern, Stricken, Sticken und alles was man so machen kann. Fürs Malen habe ich ein paar Kurse besucht. Das waren immer ganz tolle Ergebnisse. Dann habe ich so für mich gemalt. Es kamen mal mehr oder weniger gute Ergebnisse raus. Ich habe sogar ein paar Bilder verkaufen können. Angefangen habe ich mit skriptol und zwar Strukturen, keine Muster. Da ich zarte Farben liebe, kam Aquarell an die Reihe, Bleistift und jetzt versuche ich mich mit aqryll Farben. Ich hab manchmal zitternd Hände und kann nur wenig Stehen, aber beim malen mit aqryll kann ich gut mogeln. Aber ich habe zur Zeit nirgends mehr Platz für meine Sachen. Zur Zeit male ich gerade garnicht. Ich wollte ein alters Studium für Kunst machen, aber das hat sich Nun doch erledigt. Jetzt sitze ich im Rollstuhl. Danke das sie sich das durch gelesen haben. Ich finde ihre Geschichte sehr interessant. Danke angy
Liebe Angy,
danke fürs Teilen und bleib weiterhin kreativ!
Herzliche Grüße
Angela
Im Malen lebe ich im Flow. Die Zeit steht still. Dein Beitrag Angela hat mci sehr inspieriert.
Liebe Grüsse
Roger
Das freut mich, Roger!