Wenn du weißt, was du tust, kannst du tun, was du willst

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Nein, dies ist kein Artikel übers Beten. Die gefalteten Hände sollen etwas anderes zeigen, aber dazu komme ich später.

Hier geht es um Gewohnheiten, die wir alle haben. Gewohnheiten sind praktisch. Hätten wir sie nicht, müssten wir zum Beispiel jeden Morgen vor dem Weg zur Arbeit überlegen, was alles zu tun ist und in welcher Reihenfolge.

Aber Gewohnheiten sind auch nervig: Manchmal tun wir etwas immer wieder, obwohl wir das schon lange nicht mehr wollen …

Ich nehme mal an, dass auch Du ein bestimmtes Aufsteh-Ritual hast, in dem so etwas wie duschen, Zähne putzen, anziehen und vielleicht auch frühstücken vorkommt.

Vermutlich machst Du die Dinge in einer bestimmten Reihenfolge und immer auf die mehr oder weniger gleiche Art und Weise. Das ist klug, denn es erspart uns langwierige Überlegungen, was denn jetzt zu tun sei und auch wie wir das machen sollen.

Wir haben das längere Zeit eingeübt und deshalb geht es schnell und leicht. Man muss gar nicht darüber nachdenken.

Es ist allerdings ganz gut, ab und zu Deine Gewohnheiten zu überprüfen. Wie lange tust Du, was Du tust, schon auf genau diese Art und Weise? Ist das wirklich praktisch?

Passt das überhaupt noch zu Dir?

Manchmal übersehen wir nämlich, dass es noch andere oder sogar bessere, entspanntere Wege gibt, unser Alltags-Leben zu gestalten.

Wenn Du magst, mache einmal folgendes Experiment:

Falte Deine Hände, so wie ich es auf dem Foto mache. Keine große Sache. Schaue einmal, welcher Daumen bei Dir oben liegt.

Jetzt falte die Hände andersherum, so dass der andere Daumen oben liegt. Uuh, fühlt sich merkwürdig an – oder? Irgendwie falsch. Daran merkst Du, dass die erste Art, die Hände zu falten eine feste Gewohnheit von Dir ist.

Jetzt falte Deine Hände wieder auf die erste Art. Dann wieder auf die zweite und mache das ein paar Mal hintereinander.

Wenn Du das eine Weile gemacht hast und dann in der ungewohnten Art endest, wirst Du wahrscheinlich feststellen, dass es sich jetzt nicht mehr ganz so komisch anfühlt. Du hast eine neue Möglichkeit hinzu gewonnen.

Diese Übung stammt aus der Feldenkrais-Methode. Da werden alltägliche Bewegungsabläufe in ihre kleinsten Bestandteile zerlegt und dadurch bewusst gemacht. Das Ziel ist, sich körpergerecht und möglichst entspannt zu bewegen. Denn auch in unseren Bewegungsabläufen haben wir feste Muster, die uns oft nicht bewusst sind, zum Beispiel beim Gehen, Rennen, Heben, Hinsetzen und so weiter. Einige davon sind vielleicht gar nicht so harmonisch, wie sie sein könnten.

„Wenn Du weißt, was du tust, kannst Du tun, was du willst“, hat Moshe Feldenkrais gesagt.

Wenn Du Dir deiner Handlungen und Gewohnheiten bewusst bist, dann kannst Du sie gezielt einsetzen, so dass es für Dich am angenehmsten ist. Wenn Du aber gar nicht merkst, dass Du in einer Gewohnheitsschleife festhängst, dann bist Du vielleicht unzufrieden und kommst gar nicht auf die Idee, dass DU das ändern kannst!

Als ich vor vielen Jahren begonnen habe, mich mit der Feldenkrais Methode zu beschäftigen, hat sich das nicht nur auf meine Körper-Bewegungen ausgewirkt, sondern durch das ständige Training (ich könnte diese Bewegung jetzt so oder so machen), kamen mir auch spontane Gedanken wie: Ach, heute könnte ich mal einen anderen Weg zur Arbeit fahren.

Einfach mal was anderes ausprobieren!

Auf die Weise habe ich neue interessante Wege entdeckt und konnte meine vorherige Gewohnheit überprüfen: Will ich das weiter so machen? Ist das jetzt die beste Art für mich? Will ich jetzt immer den anderen Weg fahren? Oder heute mal diesen und morgen mal jenen?

Solche Überlegungen und Experimente machen den Alltag gleich viel interessanter.

Nun ist der Arbeitsweg oder das morgendliche Aufstehritual ja meistens nicht mit besonders viel Stress besetzt.

Wie ist es aber mit Gewohnheiten, die uns nerven? Die wir nicht so einfach ablegen können?

Wie zum Beispiel zu viel Fernsehen oder PC, essen, rauchen, Alkohol trinken oder Ähnliches? Oder JA sagen, wenn ich eigentlich NEIN sagen wollte, notorisch zu spät kommen, in bestimmten Situationen sofort wütend werden und andere dann ungerecht behandeln, meine Grenzen von anderen überschreiten lassen usw.

Auch das sind Gewohnheiten. Wir verhalten uns in allen möglichen Situationen oft auf eine bestimmte Art und Weise, ohne großartig darüber nachzudenken. Auch das ist an sich nichts Schlechtes, es spart Zeit und Gedanken-Energie und solange wir uns gut fühlen, ist es völlig okay.

Wenn es aber Situationen gibt, die uns immer wieder nerven, dann lohnt es sich, einen Blick darauf zu werfen:

Was passiert da eigentlich genau?

Jemand bittet Dich um einen Gefallen und Du sagst automatisch JA, ohne vorher darüber nachzudenken, ob Dich das selbst in Zeitnot bringt. Oder Du kommst genervt nach einem stressigen Tag nach Hause, wirfst Dich aufs Sofa und ziehst Dir haufenweise Süßigkeiten und klebrige TV-Programme rein?

Wenn Dir so etwas bei dir auffällt, kannst Du ja einmal überlegen, warum Du Dich eigentlich so verhältst und ausprobieren, ob Du zur Abwechslung mal etwas anderes tun könntest. Dein Kollege bittet Dich um einen Gefallen und Du überlegst VORHER, ob das für Dich passt und sagst dann vielleicht einfach mal NEIN.

Wie fühlt sich das an?

Manche Gewohnheiten sind wirklich sehr anhänglich. Wir schaffen es nicht mal so eben, sie zu ändern oder abzulegen. Da haben wir es dann wahrscheinlich auch mit gewohnheitsmäßigen Gedanken zu tun, die sich im Unbewussten herumtreiben.

Beispielsweise so hässliche Exemplare wie: „Das schaffe ich doch nicht. Dazu bin ich zu alt, zu jung, zu groß, zu klein zu dick, zu dünn, zu dumm, zu was-auch-immer …“ Du weißt vermutlich, was ich meine, weil wir alle solche Gedanken mal haben.

Manchmal sind sie sehr anhänglich, aber auch Gedanken-Gewohnheiten kann man ändern. Genau auf die vorher beschriebene Weise:

Einfach mal einen anderen Gedanken ausprobieren.

Oft hilft es auch, wenn man seine Themen mit jemand Außenstehenden bespricht, der eine ganz andere Sichtweise darauf hat.

Ich wünsche Dir eine schöne Woche

Deine Angela

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