Warum es keinen Sinn hat, gute Vorsätze fürs neue Jahr zu fassen und was du statt dessen tun kannst
Jedes Jahr das gleiche Bild im Sportcenter: Kurz nach Neujahr sind die Kurse völlig überfüllt. Eine Menge Leute haben den Vorsatz gefasst, im neuen Jahr endlich mehr Sport zu treiben.
Früher hat mich das plötzliche Gedränge in meinen Lieblings-Sportkursen genervt. Seit ich aber das Muster wiedererkenne, grinse ich in mich hinein und weiß, dass die vielen neuen Teilnehmer nur „durchlaufende Posten“ sind. Spätestens im Februar sind sie alle wieder weg. Bei den meisten reichen die guten Vorsätze kaum bis Ende Januar und dann ist wieder alles beim Alten.
Wozu also überhaupt gute Vorsätze fassen?
Und warum halten die nicht länger?
Das Ziel, das hinter den guten Vorsätzen steckt, ist ein gutes: Man möchte sein Leben positiv verändern. Sich mehr bewegen, um gesünder zu sein oder abzunehmen, mit dem Rauchen aufhören, sich endlich Zeit für Kreatives nehmen oder Ähnliches.
Die Frage ist nur:
Warum hat man das nicht längst getan, wenn man sich dafür entschieden hat? Warum muss dafür erst ein Vorsatz fürs neue Jahr her?
Ein Beispiel von mir, bei dem es leicht war, einen Plan umzusetzen:
Im letzten Jahr hatte ich so viel zu tun, dass ich seltener beim Sport war als die Jahre davor, und das machte sich u.a. in Form eines unangenehm verspannten Nackens bemerkbar. Aus Erfahrung weiß ich, dass mir die Feldenkrais-Methode sehr gut tut. Der Kurs, den ich früher in meinem Sportcenter bei Bedarf immer besucht hatte, existierte nicht mehr.
Ich beschloss also, meinen Gitarren-Kurs aufzugeben (der sowieso nicht mehr so gut passte) und mir statt dessen einen Feldenkrais-Kurs zu suchen. Ich fand einen bei der VHS, meldete mich an, ging/ gehe hin und genieße die positive Veränderung ohne mehr Zeitaufwand.
Warum ich das erzähle? Es gab keine großartig lang vorausgeplanten Vorsätze, sondern: Problem erfasst, Entscheidung getroffen, Vorhaben durchgeführt. Fertig. Gar nicht lange drüber reden oder nachdenken.
Was also ist das Problem bei den guten Vorsätzen fürs neue Jahr?
Es sind die Widerstände!
Wenn Du Dich ganz klar entscheidest, etwas zu tun, dann machst Du es einfach, ohne langes Hin und Her.
Wenn Du erst einen Vorsatz fassen musst, bedeutet das häufig, dass Du es im vergangenen Jahr nicht geschafft hast, Dein Vorhaben umzusetzen und nun hoffst, im neuen Jahr wird auf magische Art und Weise alles besser. Da wirst du irgendwie die Zeit finden, mal wieder ein Bild zu malen oder zu musizieren. Oder ungeliebte Gewohnheiten endlich konsequent ablegen.
Vergiss es.
Die Wahrheit ist: Wenn Du ein Vorhaben schon länger vor Dir herschiebst, ohne etwas dafür zu tun und ohne Deinem Ziel näher gekommen zu sein, dann wird sich das im neuen Jahr nicht von alleine ändern. Die Leute, die ich in den überfüllten Sportkursen treffe, die tun ja sogar etwas für ihre guten Vorsätze. Sie sind immerhin so motiviert, dass sie anfangen, nur leider löst die Motivation sich ziemlich schnell wieder auf …
Der Grund dafür sind, wie gesagt: Widerstände.
Wir alle haben welche, bei bestimmten Themen machen sie uns das Leben schwer.
Aber was ist das überhaupt?
Ein Widerstand ist eine innere, unbewusste Gegenkraft.
Du denkst: Ja, ich ändere etwas, mache regelmäßig Sport oder Musik, höre endlich mit dem Rauchen auf, aber in Dir drin gibt es eine Gegenstimme, die diese Veränderung nicht will!
Manchmal ist es einfach nur Bequemlichkeit (zum Beispiel beim Sport), manchmal stecken ganz andere Themen dahinter (mit dem Rauchen kompensierst du etwas; die paar Kilos zu viel bilden einen schützenden Panzer um Dich herum; es gibt innere Muster, die besagen, dass Du Dir keine Zeit für Dich nehmen darfst, dass es Zeitverschwendung ist, ein Bild zu malen o.ä.).
Weil diese Widerstände erst einmal unbewusst in deinem Inneren herumschwirren, verstehst Du gar nicht, warum es nicht klappt mit Deinen Vorhaben. Du denkst: Andere schaffen das doch auch, warum ich nicht? Du fühlst Dich blöd, als Verlierer, kämpfst dagegen an und gibst irgendwann frustriert auf.
Da es Dich aber nervt, sagst Du Dir zum Jahresende: Im nächsten Jahr gehe ich es an! Und dann geht alles von vorn los.
Wie wird man diese Widerstände nun los?
Dagegen Ankämpfen hilft jedenfalls nichts, das verstärkt nur das innere Tauziehen und kostet Kraft.
Licht ins Dunkel bringen
Auflösen kann man solche Widerständen nur, indem man sie sich erst einmal bewusst macht.
Du erkennst, dass ein inneres Tauziehen in Dir stattfindet
Du sagst Dir: Okay, ich möchte XY, habe es aber bisher nicht geschafft.
Warum eigentlich?
Wie fühlt es sich an, wenn ich an dieses Ziel denke? Kraftvoll und fröhlich motiviert? Wahrscheinlich nicht, sondern eher gequält, ein bisschen resigniert, angestrengt.
Wenn es so ist, dann hockt da ein kleines Widerstands-Monster.
Das ist schon mal eine gute Erkenntnis. Es gibt also einen Grund, warum es nicht klappt, warum Du Deine Motivation verlierst, es nicht durchziehst.
Der Widerstand will Dich beschützen
Dieser Widerstand ist nicht da, um dich zu ärgern, sondern für den gibt es auch einen guten Grund: Oft sind es innere Anteile , die uns beschützen wollen (wenn du rauchst, spürst du bestimmte unangenehme Gefühle nicht; das leichte Übergewicht bildet einen Schutzschild gegen stressige Situationen; wenn du mit Chips und Schokolade auf dem Sofa hocken bleibst, statt zum Sport zu gehen, möchtest du dir eigentlich etwas Gutes tun.)
Der Widerstand, der dich so nervt, hat also eine positive Absicht. Da er aber aus Erfahrungen und Glaubenssätzen entstanden ist, die meistens schon aus der Kindheit stammen, bietet er für die heutige Situation keine angemessene Lösung mehr.
Du hörst auf die Botschaft des Widerstandes und suchst einen besseren Weg
Wenn Du die positive Absicht des Widerstandes erkannt hast, dann nutze sie:
Falls du beispielsweise nach einem stressigen Erlebnis normalerweise auf dem Sofa hocken bleibst, dich mit Chips und Schokolade vollstopfst und hinterher darüber ärgerst, dann steckt dahinter die positive Absicht, Dich zu trösten, Dir etwas Gutes zu tun.
Und Du hast es ja verdient, dass es Dir besser geht!
Es bringt nicht viel, wenn Du Dir die alte, unpassende Angewohnheit einfach nur verkneifst. Du brauchst einen attraktiven Ersatz:
Probiere andere Möglichkeiten aus, Dir nach einem anstrengenden Tag etwas Gutes zu tun:
Rufe eine Freundin an, höre Musik und tanze dazu, schreibe Tagebuch, mache Sport, meditiere, – was auch immer Dir hilft, den Stress loszulassen und wieder ins Gleichgewicht zu kommen.
Widerstände lassen sich mit diesen drei Schritten auflösen:
1. Das innere Tauziehen wahrnehmen
2. Die positive Absicht erkennen
3. Einen besseren Weg finden, um die positive Absicht zu erfüllen
Wenn es keinen Widerstand mehr gibt, dann fällt es Dir leicht, Deine Vorhaben anzugehen und umzusetzen. Ohne die innere Bremse brauchst du keine Neujahrs-Vorsätze mehr oder es sind einfach Pläne, die du dann locker durchziehst.
Ich wünsche Dir viel Erfolg und Spaß beim Erreichen Deiner Ziele
Fasst du positive Vorsätze zu Neujahr? Wie sind deine Erfahrungen damit? Ich bin gespannt auf deinen Kommentar!