Wie guckst Du in die Welt?

wedel elbe 500

Hast Du Dir schon einmal überlegt, wie Dein Sehen eigentlich funktioniert? Was und wie Du wahrnimmst?

Da gibt es zum einen die einzelnen Teile des Auges – Linse, Netzhaut, Muskeln -, die zusammenarbeiten müssen, damit unser Sehen überhaupt funktionieren kann.

Aber dann ist da noch unsere subjektive Wahrnehmung.

Unser Auge ist nicht einfach nur eine Lochkamera, wie es im Physikunterricht beschrieben wurde, sondern ein lebendiges, bewegliches Organ, das zudem eng mit dem Gehirn verbunden ist und auf Gefühlsregungen reagiert.

Die Wahrnehmung, von der ich hier spreche, hat mehr damit zu tun, welche Aspekte unserer Umgebung wir erkennen können, – und das sind:

Bewegung. Formen. Farben. Raum.

Natürlich spielt auch die Helligkeit eine Rolle, denn ohne Licht können wir bekanntlich gar nichts sehen.

Aber Bewegung, Formen, Farben, Raum sind die Hauptmerkmale, auf die wir uns beim Sehen konzentrieren. (Falls Dir weitere einfallen, schreib es mir gerne in den Kommentaren.)

Ich habe dieses Seh-Experiment früher in längeren Augen-Seminaren gerne mit den Teilnehmern durchgeführt:

Wir haben uns nacheinander auf die verschiedenen Wahrnehmungsarten konzentriert, sind dabei durch den Raum gegangen und haben hinterher unsere Erfahrungen verglichen. Das war immer sehr interessant, weil die Teilnehmer eben oft ganz unterschiedliche Eindrücke hatten.

Wenn Du magst, probiere es doch auch einmal aus. Heute stelle ich die ersten beiden Arten der Wahrnehmung vor:

Bewegung

Da, wo Du gerade bist, löse einmal deinen Blick vom Bildschirm und schau um Dich her. Nimmst du Bewegungen wahr? Okay, wenn Du allein in einem geschlossenen Raum bist, ist das jetzt nicht so interessant. Für diese Übung solltest Du Dich irgendwo aufhalten, wo es Bewegungen gibt.

Lass Deinen Blick locker über die Umgebung schweifen, gehe ein bisschen umher, bleibe immer mal wieder stehen und nimm einfach nur wahr, ob sich etwas bewegt oder nicht.

Wie fühlst Du Dich dabei, wenn Du Dich nur auf die Bewegung in Deiner Umgebung konzentrierst?

Nimm Dir eine Weile Zeit für diese Betrachtungen.

Du wirst vermutlich feststellen, dass Du Bewegungen sehr schnell und leicht wahrnehmen kannst, auch wenn sie nur am Rand Deines Blickfeldes auftauchen. Dein Blick wird sofort davon angezogen, du schaust vermutlich sogar gleich näher hin.

Während es bei den anderen Arten der Wahrnehmung unterschiedliche persönliche Vorlieben gibt, war es bei mir und meinen Kurs-Teilnehmern beim Thema Bewegung immer gleich:

Alle nehmen Bewegung sofort wahr

Das hat einen ganz einfachen Grund: Es ist ein natürlicher Reflex, der überlebenswichtig sein kann. In unserer Entwicklungsgeschichte war es früher sehr vorteilhaft, einen Säbelzahntiger oder etwas ähnlich Bissiges frühzeitig zu erkennen und dann schnell wegzulaufen … oder so 😉

Auch heute ist es natürlich hilfreich, mögliche Gefahren schnell zu erkennen. Eine gute Sache also, diese schnelle Bewegungs-Wahrnehmung.

Schwierig wird es nur, wenn wir heutzutage durch Dauer-Bewegungs-Reize wie zum Beispiel im dichten Verkehr oder durch flimmernde Bildschirme ständig beeinflusst und abgelenkt werden. Ich finde es zum Beispiel nervig, wenn auf Bahnhöfen Werbefilme und anderes gezeigt werden, sie ziehen sofort den Blick an. Ich will das aber nicht sehen, drehe mich also weg.

RAUM

Ganz anders ist es bei der Wahrnehmung des Raumes.

Hier schauen wir nicht bewusst die Dinge selbst an, sondern die Zwischenräume, also sozusagen die Luft dazwischen. Es ist also eine ganz andere Form der Wahrnehmung.

Wenn Du magst, probiere es wieder aus.

Schaue auf Deine Umgebung und nimm wahr, wie die Dinge angeordnet sind, wie viel leerer Raum zwischen Dir und den Dingen ist und zwischen den einzelnen Gegenständen und/oder Personen. Vielleicht magst Du ein wenig herumgehen, Deinen Standort wechseln, um andere Perspektiven zu bekommen.

Wie fühlt es sich an, wenn Du so auf deine Umgebung schaust?

Bei dieser Wahrnehmungsart bekam ich immer ganz unterschiedliche Reaktionen von meinen Teilnehmern. Einige haben ganz klare Vorstellungen von der Raum-Anordnung, den Abständen usw., andere nur wenig oder überhaupt nicht. – Für mich ist dies auch die Wahrnehmungsart, mit der ich mich normalerweise am wenigsten beschäftige.

Hast Du einen Unterschied bemerkt?

Sind Dir die Bewegungs- und die Raum-Wahrnehmung gleichermaßen geläufig?

Wie hat es sich angefühlt?

Ich bin gespannt auf deinen Kommentar.

Im nächsten Artikel geht es dann um die beiden anderen Arten der Wahrnehmung: Farben und Formen

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